Ihr Lieben,
ihr habt ja bestimmt alle mitbekommen, was am Freitag in München passiert ist (Link zu Wikipedia). Ebenso habt ihr auch gehört, dass die Medien das ganze Problem wieder mit den „Ballerspielen“ in Verbindung bringen wollten. Das ist für mich ein Anlass dazu auch Stellung zu beziehen, denn gerade wenn man selber zockt, fühlt man sich dort doch etwas angegriffen.
Die Ereignisse in den letzten 2 Wochen überschlagen sich und es ist fast täglich fast passiert. Nizza, der Putsch in der Türkei, der Mann mit der Axt im Zug, einer mit einer Machete und die Bombe in Arnsbach. Ich möchte mit diesem Text jetzt nicht nur mein Interesse an München bekunden, denn all diese Taten sind schlimm und es werden auch nicht die letzten sein, aber als Blog über Games sehe ich mich nun doch dazu gezwungen Stellung zu den Vorwürfen der Medien und Politiker zu beziehen. Mich trifft es immer sehr, wenn so etwas passiert und ich denke immer wieder über die selben Fragen nach. Wieso muss man Unschuldige mit den Tot reißen, wenn man mit seinem Leben nicht mehr zurecht kommt? Oder weil sie nicht dieselbe Religion teilen wie andere? Was ist so schwer daran in Toleranz und Respekt miteinander zu leben? Doch am schlimmsten ist es, wenn ich mir vorstelle, dass jemand den ich kenne oder ich selber an einem Ort des Terrors zu Schaden kommen würde. Wie die Angehörigen sich fühlen müssen. Ich hasse es.
Ich könnte mich in dem Thema jetzt verlieren, aber ich springe nun zum eigentlichen Grund dieses Klartext – Beitrags.
Ein leidiges Thema von Presse und Politik | Klartext
Wir wissen, dass der Amoklauf in München schon über eine lange Zeit geplant war. Der Junge war in Behandlung wegen Depressionen und er wollte noch viel mehr Menschen in den Tot reißen. Das er sich mit dem Amoklauf in Winnenden auseinandergesetzt hat und das Datum vom Jahrestag von Norwegen gewählt hat, sind schon zwei Indizien genug, dass es davon besessen war. Wenn man Menschen bewundert, die so etwas tun, dann kann ja schon irgendetwas nicht richtig sein.
Ich habe mich damals im Abitur mit dem Thema Amokläufe in meiner Facharbeit auseinandergesetzt. An meiner Schule (ich war gerade eine Woche auf dem Gymnasium) ging plötzlich an einem Montagmorgen der Amokalarm los. Nur die Lehrer kannten diesen uns verwiesen uns sofort von den Fenstern weg zu kommen und uns auf den Boden zu setzen. Die Klassenräume wurden abgeschlossen und wir aufgeklärt was los war. Wenn so etwas passiert, dann sitzt du in der Schule und versuchst keine Panikattacke zu bekommen, denn plötzlich hast du Todesangst. Kein schönes Gefühl. Wenn man dann noch das SEK über die Flure rennen hört, ist das noch weniger schön. Bei uns war das Ganze zum Glück nur ein Fehlalarm, aber seit diesem Tag wollte ich genauer wissen, was Menschen dazu bewegt solch grausame Taten zu vollziehen.
Ich muss sagen, dass ich mich wirklich intensiv mit diesem Thema beschäftigt habe. In vielen Büchern über Amokläufe steht auch ganz genau drin, dass „Ballerspiele“ nicht der Auslöser für diese Taten sind. Die Auslöser liegen zum einen in der „gestörten“ Persönlichkeit dieser Menschen. Dazu kommt dann einfach das Umfeld. Angefangen bei den Eltern. Allerdings muss nicht immer etwas in der Erziehung schieflaufen. Manchmal reicht auch ein Waffen vernarrter Vater, der seinen Sohn mit auf die Jagd nimmt. Dann ist der Freundeskreis wichtig. Aber die Freunde, die der Täter hat wissen meist gar nichts von der Verhaltensstörung. Ist man nun allerdings ein Außenseiter in der Schule und wird gemobbt. Von den Lehrern nicht ernst genommen oder kommt mit dem Leistungsdruck nicht zurecht, dann baut man sich schnell eine Liste im Kopf auf, wer als erstes sterben soll. Es spielen natürlich bei jedem andere Faktoren rein, jeder Mensch ist anders. Es gibt auch noch viele andere Faktoren, aber ich möchte damit nur verdeutlichen, dass es viel braucht um solch eine Tat zu begehen, als „Killerspiele“. Die Shooter werden lediglich dazu genutzt aufgestaute Aggressionen abzubauen und damit die Präzision und Reaktion zu üben und zu verbessern. Für nicht mehr oder weniger.
Ich finde es abartig, wie die Medien sich auf solch einen Fakt stürzen, nur weil der Täter aus Winnenden eben auch diese Spiele gespielt hat. Ich meine, wer hat heute nicht mindestens eines solcher Spiele in seinem Regal stehen? Ich lasse auch gerne mal meine Wut an virtuellen Menschen aus, aber das heißt noch lange nicht, dass ich einen Amoklauf plane. Natürlich gibt es Menschen, die das Virtuelle nur schwer vom Realen trennen können. Aber ich denke auch die, werden nicht mit einem Gewehr durch die Straßen rennen oder wahllos mit dem Auto über andere drüber fahren. Ich meine, diese These wäre so, als würde man sagen der Täter von Nizza hat den LKW Simulator gespielt und wusste daher wie so ein LKW funktioniert. Wenn ihr versteht was ich damit meine. In unserem alter zockt man eben viel. Das sie kein Grand Theft Auto bei dem Mann aus Nizza gefunden haben wundert mich jetzt nicht. Aber ich habe das Spiel im Schrank stehen, Doom, CoD, aber macht mich das jetzt zum potenziellen Mörder? Wir werden damit alle über einen Kamm geschert und in den Dreck gezogen und das finde ich nicht in Ordnung. Dieses deutsche Schubladendenken ist ekelhaft. Nicht nur im Bezug auf Gaming auch in allen anderen Belangen. Aber noch viel schlimmer ist, dass zu viele Leute glauben was ihnen dort im Fernsehen oder in der Bild verzapft wird. Das sie sich nicht selber Gedanken dazu machen und nur nachreden. Das was die Nachrichten sagen wird schon stimmen. Diese Menschen würden auch einem neuen Hitler hinterherlaufen und das macht mir Angst.
Es ist wichtig, dass wir den Leuten zeigen, dass wir keine skrupellosen Killer sind. Nicht umsonst heißt die Gamescom, das Fest oder Liebe, oder? Ich habe kaum ein friedlicheres miteinander erlebt, als unter uns Gamern. (Jetzt mal abgesehen von der League of Legends Community :P ) Wir können auch nichts dafür, dass einige wenige eben einfach durchdrehen.
Ich hoffe ich habe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt. Gerade zum Thema Amok gibt es noch so viele Sachen zu sagen und an zu merken, die da noch rein spielen, aber ich möchte hier jetzt auch keine Facharbeit schreiben.
Allerdings würde mich eure Meinung zu dem Thema echt interessieren. Obwohl ich sie mir schon denken kann, bei den Sachen die ich auf Twitter so lesen durfte. Dennoch könnt ihr gerne ein Kommentar hier lassen und mich daran teilhaben lassen.
Und lasst euch von den Ereignissen dieser Welt nicht runter ziehen. So lange es immer noch Menschen gibt, die anderen in den Situationen helfen und ihr zu Hause anbieten als Zuflucht und Menschen die Hoffnung haben, dass wir den Terror besiegen können, solange ist diese Welt auch noch nicht verloren, auch wenn es vielleicht manchmal so .
Im Klartext: Passt auf euch auf, solltet ihr Hilfe benötigen:
„Nummer gegen Kummer“ (Kinder und Jugendliche) – 116 111
Telefonseelsorge – 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222
Info- Telefon Depression – 0800 334 4533
Hilfetelefon tatgeneigte Personen – 0800 70 22 240
Weitere Telefonnummern könnt ihr hier finden.
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2 Comments
Polygonien
Ich denke, wenn wir jetzt alle gleich wieder wie getroffene Hunde anfangen zu bellen, dann macht das die Sache auch nicht besser. Das Thema war ja eigentlich schon durch, oder zumindest dachten wir das, und darum sollten wir als Spieler vielleicht versuchen, etwas gelassener mit den haltlosen Vermutungen umzugehen. Man kann dem vielleicht sogar etwas Positives abgewinnen, indem man jetzt noch mal über das Verhältnis von “Gewaltspielen” zu “emotionalen” bzw. “menschlichen” Spielen nachdenkt. Ich spiele selbst sehr gerne Shooter, aber ich denke, dass Games noch viel mehr können und wir auch nach tiefgründigeren bzw. neuen Ideen und Konzepten verlangen sollten, wenn das Medium sich weiterentwickeln soll.
roxyresistant
Ja, über dieses Aspekt hatte ich jetzt noch gar nicht nachgedacht. Da hast du vollkommen Recht. Wir sollten dann auch einfach mal nach mehr tiefgrund verlangen..und zeigen das es auch gut ankommt.